Geschichte des interreligiösen Dialogs
Interreligiöser Dialog – Eine kurz gefasste Geschichte des selben unter besonderer Berücksichtigung der Ereignisse in Deutschland und Berlin
zusammengestellt von Dr. Michael Sturm-Berger.
Leider war das Verhältnis der Religionen zu einander in der Geschichte zumeist von gegenseitiger Verachtung und Feindseligkeiten geprägt, obwohl sie alle Liebe, Gerechtigkeit, Geduld und ähnliche Tugenden als ihre Grundlagen betrachten. Immer wieder sind Anhänger neu gestifteter Religionen von Führern und Anhängern älterer Religionen verfolgt worden, jedoch hat auch das Umgekehrte in schrecklichem Ausmaße stattgefunden. In der folgenden Übersicht, die leider keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, werden tabellarisch diejenigen vergleichsweise seltenen Ansätze zu religiöser Toleranz und interreligiösem Dialog im Verlaufe der Geschichte aufgeführt, welche uns überliefert wurden.
- 6./5. Jh. v. Chr.
Edikte persischer, wohl in der Religion Zarathustras aufgewachsener Könige zur Rückführung der von den Babyloniern deportierten Juden und für deren Tempelneubau in Jerusalem (536 Kyros II.; 519 Darius I.; 457 u. 444 Artaxerxes I.). Kyros wurde dafür in Jesaja 45,1 als „Messias“ bezeichnet; Artaxerxes I. (465-424) soll mit der Jüdin Esther verheiratet gewesen sein.
- 3. Jh. v. Chr.
Großkönig Aschoka von Indien (regierte 274/270 bis 237/231) verordnete in seinen Inschriften interreligiöse Toleranz und Akzeptanz: „Andere Gemeinschaften sollen bei jeder Gelegenheit geehrt werden. Wenn man so handelt, fördert man seine eigene Gemeinschaft und erweist den anderen Gemeinschaften Gutes.“
- 3. Jh. n. Chr.
Der Iraner Mani begründete um 240 den Manichäismus. Er selbst war in einer mandäischen Täufergemeinde aufgewachsen und stellte u. a. Zarathustra, Buddha sowie Jesus Christus in eine Reihe.
- Um 500
entstand der Text über ein fiktives Religionsgespräch am Hof eines persischen Sassanidenkönigs zwischen je einem Christen, Juden und „Heiden“.
- 7. Jh.
Muhammad, welcher von 610/12 bis 632 als Stifterprophet des Isláms wirkte, betrachtete Christen, Juden, „Sâbier/Sabäer“ (= Mandäer?) und wohl auch die „Magier“ (Zorastrier) als Gläubige (Koran 2,62 (59); 5,69 (73); 22,17); umgekehrt erhielten Muslíme Asyl im christlichen Abessinien/Äthiopien.
- Um 817
fanden etwa fünf interreligiöse Treffen unter Leitung des achten schiitischen Imáms Alí ibn Musa, genannt Reza (gestorben 818), in Turkmenistan statt. Außer islámischen waren christliche, jüdische, zoroastrische und „sabäische“ Führer anwesend. Leitthemen waren u. a. „Die Einheit Gottes“ und „Die Sündlosigkeit der Propheten“. Auch an den Khalifenhöfen in Damaskus, Baghdád, Córdoba und am Sultanshof von Kairo sollen davor und danach interreligiöse Debatten stattgefunden haben.
- Um 1130
schrieb Petrus Abaelard(us) den unvollendet gebliebenen (fiktiven) Dialog zwischen einem philosophischen Wahrheitssucher, einem Juden und einem Christen.
- 1219
Religionsgespräch Francesco d’Assisis mit Sultan al-Malik al-Kâmil (gest. 1238) am Kairoer Hof, dem 1229 die Freundschaft des Sultans mit Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen-Neapel-Sizilien folgte, welcher als König von Jerusalem anerkannt wurde. Der Kaiser führte einen Briefwechsel und Debatten mit islámischen Gelehrten und Sûfis (etwa 1237-42). Bereits im Frühjahr 1221 hatte er ein Toleranzedikt für Juden und „die Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften“ erlassen, 1223/24 gründete er in Süditalien die islámische Kolonie Lucera, wo man ihn auch als „Sultan“ bezeichnete.
- Mitte 13. Jh.
fanden am Hofe des mongolischen Großkhans Religionsgespräche statt, an denen auch vom Papst gesandte Franziskaner teilnahmen. Später scheint auch Marco Polo Ähnliches erlebt zu haben. Ebenso gab es Religions-Dialoge im mongolisch beherrschten Baghdád.
- 1264
ermöglichte der Erlass des Königs Boleslaw V. (Statut von Kalisz/Kalisch) Juden freien Zuzug nach Großpolen, so dass sie bis 1648 dort, in Litauen und der Ukraine in Frieden und Sicherheit leben konnten.
- 1271-85
verfasste der Katalane Raimund(us)/Ramon Lull(us) mehrere interreligiös-dialogische Schriften, in denen er sich um einen vernünftigen Glauben und um Verständigung über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Judentum, Christentum und Islám bemühte.
Noch vor 1282 gründete der König von Kastilien-León, Alfonso X., „der Weise“, in Murcia eine Schule „wo zum erstenmal in der Welt Christen, Juden und Moslems zugleich lehrten.“
- 1453
schrieb Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus) unter dem Eindruck der Eroberung Konstantinopels „Über den Frieden im Glauben“ – fiktive Gespräche der Religionen, in die auch der Hinduismus (und Buddhismus?) einbezogen wurden. Er äußerte dort: „… nur eine Religion gibt es in der Mannigfaltigkeit der Riten.“
- Ab 1492
fanden zahlreiche aus Spanien vertriebene Juden Asyl im Reiche der islámisch-türkischen Osmanen, seit Ende 16. Jh. auch in den relativ liberalen Niederlanden. Die Republik Venedig gewährte ihren jüdischen Einwohnern seit dem 16. Jh. – bei einer staatlich auferlegten Pflicht zur Versorgung Armer – ausgeprägte Bürgerrechte.
- Um 1500
schuf Guru Nânak (1469-1539) aus hinduistischen und islámischen Lehren die Sikh-Bewegung.
- Ab 1582
ließ der indisch-islámische, vom Sufismus beeinflusste Mogulkaiser Akbar (1542-1605) allwöchentliche Gespräche zwischen Vertretern der Religionen (Muslíme, Hindus, Jainas, Parsen und jesuitische Christen) einrichten. Dabei betonte er die Existenz einer „Religion Gottes“. Er stellte den Sikhs das Tempelgelände von Amritsar zur Verfügung. Sein Enkel, Prinz Dârâ Shakôh/Schikûh (1615-59), griff die Idee von Gesprächen zwischen Muslímen und Hindus wieder auf. Auch in China gab es im 16./17. Jh. jesuitische Beteiligung an Religionsgesprächen mit Buddhisten und/oder Universisten am Kaiserhof.
- 1663
gestand Charles II. von Großbritannien den Kolonisten in Rhode Island (heute kleinster US-Bundesstaat) volle Religionsfreiheit zu, namentlich auch Juden und „Heiden“. Ähnliches wurde in die Verfassungen der unter Quäkereinfluss stehenden Staaten New Jersey (1676) und Pennsylvania (1682) aufgenommen.
- 1669
schrieb und hielt der Student der Rechte Theophil(us) Lessing (1647-1735) in Leipzig einen Universitäts-Vortrag „Über die Duldung der Religionen“. Er forderte darin Toleranz für alle Religionen – namentlich auch Heiden, Juden und Muslime -, selbst wenn man deren Glauben für falsch erachte.
- Ende 17. Jh.
publizierten und lehrten Samuel Freiherr von Pufendorf, John Locke, Pierre Bayle u. a. über Naturrecht und Toleranz im religiösen Bereich. Ihre Arbeiten beeinflussten die etwa 100 Jahre später entstandenen Verfassungen der USA, Frankreichs und Preußens.
- Anfang 18. Jh.
griff der venezianische Katholik, Patrizier, Jurist, Politiker und Komponist Benedetto Marcello (1686-1739) jüdisch-synagogale Melodien auf um sie für die Vertonung von etwa 50 Psalmen zu verwenden.
- 1776
wurde in der Verfassung von Virginia (kurz vor Gründung der USA) Religionsfreiheit als angeborenes, unveräußerliches Menschenrecht erklärt. 1791 wurde dies durch die Gesetzgebung der USA („First Amendment“) und die französische Verfassung aufgegriffen
- 1778/79
schrieb und veröffentlichte Gotthold Ephraim Lessing, ein Enkel des Theophil Lessing, unter dem Eindruck seiner Erfahrungen mit dem jüdischen Gelehrten Moses Mendelssohn das Dialogdrama „Nathan der Weise“ über die Koexistenz von Judentum, Christentum und Islám („Ringparabel“).
- 1814
waren laut einer Notiz der Zeitschrift „Monatsrosen“ von 1817 in der lutheranischen Kirche von Iserlohn/Nord-Sauerland „zugleich die Bekenner der drei Haupt Christlichen Parteyen, ferner die jüdischen, mahometanischen und der Religion des Dalai Lama versammelt. Man beschloß dieses seltene, höchst merkwürdige Ereignis durch eine … Gedächtnistafel zu verewigen, …“. Leider ist über nähere Umstände und Art des Treffens nichts weiter bekannt geworden. Noch heute, besonders seit 1991, ist Iserlohn ein Zentrum des interreligiös-interkulturellen Dialoges.
- 1814-19
schrieb Johann Wolfgang von Goethe seinen „West-östlichen Divan“. In seinem Nachlass fand man das „Buch des Sängers“ (um 1826 entstanden), in dem er formulierte: „Wer sich selbst und andere kennt wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. … Also zwischen Ost- und Westen sich bewegen sei zum Besten!“
- 1831
nahm das Kurfürstentum Hessen-Kassel als erstes deutsches Staatswesen in der Nachfolge Belgiens (1830) die Religionsfreiheit in seine Verfassung auf. Es folgten einige Kantone der Schweiz und 1848/50 auch Preußen. Erst mit der Weimarer Verfassung von 1919 wurde Religionsfreiheit deutschlandweit ausgesprochen (Artikel 135f.), ebenso 1949 im Grundgesetz (Art. 3,3; 4; 33,3 u. 140).
- Seit den 1860er Jahren
Religionsgespräche Sayyid Ahmad Khans (1817-98) mit Christen und Muslímen in Indien.
- 1863
stiftete Mírzá Husayn ‘Alí-i-Núrí, genannt Bahá’u’lláh (1817-92), in Baghdád die Bahá’í-Religion, welche den Ursprung aller Religionen als göttlich anerkennt und ihren Anhänger/inne/n von religiösem Streit und Fanatismus dringend abrät. Weil sie den Religionsfrieden als Teil des Weltfriedens ansieht, fördert sie den Dialog und die Zusammenarbeit der Anhänger/innen aller Religionen. Seit 1904 gibt es Bahá’í in Deutschland (Stuttgart) und ab 1907/15 auch in Berlin. „In größter Einigkeit und Harmonie müssen sie in den Gotteshäusern der Andern Gott verehren …“, sagte ‘Abdu’l-Bahá (1844-1921), ein Sohn des Stifters, welcher 1913 Stuttgart, Esslingen und Bad Mergentheim besuchte. Wie Bahá’u’lláhs Urenkel Shoghi Effendi (1897-1957) lehrte, „vermittelt dieser Glaube jedem seiner Anhänger eine neue Liebe für die Religionen, die in seinem Bereich verteten sind, und für die Einheit, die ihnen allen zu Grunde liegt.“
- 1893
fand in Chicago im Rahmen einer Weltausstellung das erste „Weltparlament der Religionen“ statt, eine Art Startsignal für die Gründung zahlreicher interreligiöser Nachfolge-Organisationen.
- 1900
wurde die „International Association for Religious Freedom“ (IARF: Internationaler Verband für Religionsfreiheit) gegründet. Seit etwa dieser Zeit gibt es eine jüdische Jesus-Forschung.
- 1910
veranstaltete man zwischen 05. und 10.08. in Berlin einen „Weltkongress für Freies Christentum und religiösen Fortschritt“, die erste bekannt gewordene Großveranstaltung mit interreligiösen Anteilen auf deutschem Boden.
- 1912
wurde in Havanna die „Universal Alliance. Worldwide Congress of Religions, Faiths, Fraternities and Spiritual Philosophies“ (Weltweiter Kongress der Religionen, Glaubensformen, Bruderschaften und spirituellen Philosophien) begründet.
- 1920/21
Gründung des „Religiösen Menschheitsbundes“ durch Rudolf Otto (1869-1937) für Austausch religiöser Ideen, ethische Zusammenarbeit und Bildung einer Art Weltgewissens zur Errichtung des Weltfriedens. Seit 1933 von den Nazis unterdrückt.
- 1923
wurden in den USA an der Cornell-Universität/Staat New York und an derjenigen von Iowa interreligiöse studentische Arbeits-Gemeinschaften eingerichtet.
Im gleichen Jahr gründete der Inder Pir-o-Murshid Hazrat Inayat Khan (1882-1927) in Genf eine interreligiöse Sufi-Bewegung, deren deutscher Zweig kurz nach dessen Besuch in Berlin 1925 errichtet, seit 1933 jedoch von den Nazis unterdrückt wurde. Nach Jahren im Untergrund wird die Bewegung seit 1983 als e. V. in Berlin-Grunewald weitergeführt. In ihren Gottesdiensten liest man u. a. Texte aus sechs Weltreligionen.
- 1928
bildete sich in den USA auf Betreiben von Everett J. Clinchey die „National Conference of Christians and Jews“ (Nationale Konferenz von Christen und Juden), die eine weite Ausbreitung erfuhr und zur Tolereanz erziehen sollte.
Im selben Jahr fand in Jerusalem die erste „Weltmissions-Konferenz“ statt, veranstaltet von der im Oktober 1921 im US-Staate New York gegründeten „International Mission Conference“ (IMC). Dabei wurde erstmals der Gedanke verbreitet, dass sich die Religionen gegen die zunehmende Verweltlichung (Säkularisierung) zusammenschließen sollten. 1928 und 1930 fanden in Genf Vorbereitungs-Treffen für eine internationale interreligiöse Konferenz statt.
- 1929
Gründung der „World Fellowship of Faiths“ (Weltgemeinschaft d. Glaubensgemeinschaften) in England.
- 1930
traf sich in Amsterdam erstmals die „International Association for Liberal Christianity and Religious Freedom“ (Internationaler Verband für freies Christentum und religiöse Freiheit), welche/r 1958 in Chicago eine bedeutende Konferenz über die Rolle der Religionen bei der Lösung weltweiter Probleme veranstaltete.
- 1936
wurde in London der „World Congress of Faiths“ (WCF: Weltkongress der Glaubensgemeinschaften), welcher noch heute existiert, auf Einladung von Sir Francis Younghusband hin begründet.
- 1942-44
entstand in Frankreich die „Jüdisch-christliche Freundschaft“ (Amitié judeo-chrétienne). Bereits in der Zeit zwischen den beiden Kriegen hatten Hermann Cohen, Franz Rosenzweig, Martin Buber und Leo Baeck Solches angeregt, was einige wenige Christen – darunter die Deutsch-Amerikaner Paul Tillich und Reinhold Niebuhr – aufgriffen.
- 1947
bildete sich zwischen Januar und April in Berlin die „Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgesellschaften“ (AKR) um religiöse Angelegenheiten gegenüber Landes-Regierung und -Verwaltung gemeinsam zu vertreten, Erfahrungen und Informationen auszutauschen sowie die Bevölkerung mit religiösen Lehren der jeweils Andersgläubigen bekannt zu machen.
Im August des selben Jahres beschloss man in Seelisberg/Schweiz „Zehn Punkte“ für einen „Internationalen Rat von Christen und Juden“.
- 1948
fand in New York ein „Kongress der Religionen für den Frieden und die Vereinten Nationen“ statt, wobei sich die „World Alliance for International Friendship through Religion“ (Weltverband für internationale Freundschaft durch Religion) gründete. Am 10.12. wurde im Rahmen der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der UNO formuliert:
„Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; …“ (§ 18).
Im selben Jahr wurde in Deutschland der „Bund für freies Christentum“ begründet, welcher sich auch den Dialog des Christentums mit anderen Religionen zum Ziele gesetzt hat. Ebenfalls im selben Jahr gründete man die deutsche „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“, ein Jahr später auch „… in Berlin e. V.“ und den „Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit“.
- 1954
gründete Yonosuke Nakano in Japan die Vereinigung „Ananai-Kyo“, welche alljährlich einen „World Congress on the Foundation of the World Peace through Religion“ (Weltkongress für die Begründung des Weltfriedens durch Religion) veranstaltete.
Im April des selben Jahres wurde in Bhamdûn/Libanon die erste internationale „Muslim-Christian Cooperation“ ausgerichtet, der 1955 in Alexandria und Kairo die „World Fellowship of Muslims and Christians“ (Weltgemeinschaft der Muslíme und Christen) folgte.
- 1956
wurde durch H. Kussner u. Friedrich Heiler der „Religiöse Menschheitsbund“ als deutscher Zweig des WCF (deutsch: Weltbund der Religionen) erneuert.
- 1957
entstand in Delhi die „World Fellowship of Religions“ (Weltgemeinschaft der Religionen).
- 1960
begründete man in Washington den „Temple of Understanding“ (Tempel des Verstehens), der von Judith Hollister geleitet und z. B. von Paul Tillich, Albert Schweizer und Arnold Toynbee unterstützt wurde. Der „Tempel“ veranstaltete 1968 in Kalkutta eine „geistliche Gipfelkonferenz“, auf der über die „Relevanz der Religion für die moderne Welt“ beraten wurde.
- 1965
verbesserte die größte Religionsgemeinschaft der Erde, die römisch-katholische Kirche, im Rahmen des II. Vatikanischen Konziles ihre Beziehungen zu den anderen Konfessionen und Religionen (Erklärung v. 28.10.). Seitdem fanden zahlreiche interkonfessionell-interreligiöse Treffen auf Einladung der katholischen Kirche hin statt, darunter das Weltfriedensgebet in Assisi 1976 unter großer interreligiöser Beteiligung.
- 1970
fand in Ajaltoun/Libanon eine „Konsultation der Religionen“ statt.
Zwischen 16. und 21. Oktober wurde in Kyoto die „World Conference on Religion and Peace“ (WCRP) begründet, deren deutsche Sektion als „Weltkonferenz der Religionen für den Frieden“ bekannt geworden ist. WCRP bemüht sich um Interesse und Beiträge der Religionen für Religions- und Weltfrieden, vermittelt außerdem bei interreligiös bedingten Konflikten. Weltkonferenzen dieser weltweit größten Organisation für interreligiösen Friedensdialog fanden seither in Löwen (1974), Princeton (1979), Nairobi (1984), Melbourne (1989), Rom und Riva (1994), schließlich in Amman (1999) statt. Am 07.02.1992 gründete sich WCRP/Berlin unter Leitung von Johannes Althausen.
- Seit 1972 bzw. 1974
werden in Berlin und Bendorf bei Koblenz regelmäßige Gesprächskreise von Juden, Christen und Muslímen durchgeführt. Die Idee dazu kam Ende der 1960er Jahre aus London, wo man schon seit etwa 1965 mit solchen Treffen angefangen hatte („Ständige Konferenz von Juden, Christen und Moslems/Muslimen in Europa“). Seit 1991 existiert in Berlin ein weiterer solcher Gesprächskreis, der auch für die Allgemeinheit zugänglich ist.
- 1980
Gründung der „Vedanta Gemeinschaft Berlin e. V.“ unter Leitung v. Ilse Busch für „Einheit in der Vielfalt – zur Förderung interreligiöser Spiritualität und der Völkerverständigung“, anknüpfend an den 1893 am „Weltparlament der Religionen“ beteiligten Reformhindu (Brahmo Samaj) Vivekananda (1863-1902) und dessen Lehrer Ramakrishna (1836-86).
- 1982
Gründung der „Christlich-Islamischen Gesellschaft e. V.“ in Iserlohn.
- 1989/90
wurde durch Reinhard Kiste, Paul Schwarzenau und Udo Tworuschka in Nachrodt/Westfalen die „Interreligiöse Arbeitsstelle“ (INTR’A) eingerichtet, welche seit 1991 die Jahrbücher „Religionen im Gespräch“ (RiG) herausgibt.
Zwischen 1991 und 1998 erschien die Zeitschrift „Dialog der Religionen“, herausgegeben von Michael von Brück in München.
- Am 07.02.1992
bildete sich WCRP/Berlin.
- 1993
kam im Spätsommer in Chicago erneut ein „Weltparlament der Religionen“ (100-Jahres-Jubiläum) zusammen und beschloss am 04.09. eine „Erklärung zum Weltethos“, welche insbesondere durch den schweizerisch-deutschen Ökumeniker Hans Küng betrieben und ausformuliert worden war. Auf ihrer Grundlage wurde 1995 durch Karl Konrad Graf von der Groeben die „Stiftung Weltethos“ ins Leben gerufen, welche interreligiöse Forschung, Bildung und Begegnung fördert. November 1999 hat man auch in Berlin eine Zweigstelle dafür eingerichtet.
Vom 01. bis zum 08.12.99 tagte in Cape Town (Kapstadt)/Südafrikanische Republik das dritte Weltparlament der Religionen.
Im Dezember 1993 entstand auf der Grundlage des „World Congress of Faiths“ das „International Interfaith Centre“ (IIC; etwa: Internationales Glaubensformen vernetzendes Zentrum) in Oxford, welches nicht nur Religionen und Konfessionen, sondern auch interreligiöse Organisationen miteinander ins Gespräch bringt.
- Im Oktober 1994
wurde im nördlichen Torhaus des Brandenburger Tores ein überkonfessioneller „Raum der Stille“ eingerichtet, welcher die Unterstützung zahlreicher religiöser Gemeinschaften, Einzelpersonen und des Berliner Senates erfährt. Eine Idee war dabei die Schaffung einer möglichst neutralen Gelegenheit zur Besinnung und Verinnerlichung aller daran Interessierten. Außerdem finden in Verbindung damit allmonatliche Friedensgebete in der innenstädtischen Sophienkirche statt.
- 1995
wurde die weltweite Bewegung URI (United Religions Initiative = Vereinte Religions-Initiative) in San Francisco/USA, URI Europa am 11.01.2000 in Antwerpen gegründet. Bereits seit Anfang 1998 existiert ein URI-Arbeitskreis für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein lokaler URI-Kreis trifft sich seit 2001 auch in Berlin und dient hier vorwiegend gemischt-religiösen Ehepaaren als Gesprächsforum (Organisatorin: Susanne Zimmermann).
- 1996
wurde am 06.08. die Initiative „Werkstatt Religionen und Weltanschauungen in Berlin“ ins Leben gerufen – mit dem Ziel Bekanntheitsgrad und Verständnis von Religionen und Weltanschauungen einer multireligiösen Gesellschaft besonders im Bildungsbereich zu verbessern.
Seit diesem Jahr setzt sich auch der „Interkulturelle Rat in Deutschland e. V.“ für den interreligiösen Dialog ein.
- Seit 02.06.1997
trifft sich in Potsdam ein Arbeitskreis von Vertreter/inne/n verschiedener Religionen und Freidenkern. Am 01.02.2000 entstand daraus der Verein für Begegnung, Dialog und Toleranz „BeDiTo“, welcher seit 29.05.2000 als e. V. eingetragen ist.
- 1998
trafen sich im Februar dieses Jahres in London Vertreter der Weltbank und von neun Weltreligionen um gemeinsam die Armut in der Welt zu bekämpfen.
Im April des selben Jahres kam im Rahmen einer Initiative von WCRP/Deutschland erstmals der aus bekannten Vertreter/inn/en der Religionen bestehende „Runde Tisch der Religionen in Deutschland“ in Mainz zusammen. Am 17.12. unterzeichneten diese einen „Brief der Religionen an die Religionen in Deutschland“, welcher die Grundfragen des interreligiösen Dialoges für die vor uns liegende Zeit umreißt. 1999 folgte im Rahmen des „Interkulturellen Rates in Deutschland“ eine gemeinsame Erklärung zum Thema „Religionsfreiheit entfalten“, 2000 „Konturen eines religiösen Krisenmanegementes“ und 2002 „Nachhaltig zusammenarbeiten! Lernprozesse der Religionen nach dem 11. September 2001“. Am 14.11.2002 veranstaltete der „Runde Tisch“ erstmals einen „Tag der Weltreligionen“ in Hamburg.
- 1999
nahm Ende Februar – auf einen von Josef Grünwald im Januar in „Der Kirche“ veröffentlichten Artikel hin – die „Initiative Interreligiöses Zentrum Berlin“ ihren Anfang. Deren Anliegen sind: Bereitstellung von Räumen für den interreligiösen Dialog, Einrichtung von Mediensammlung und Ausstellungen dazu, Sammeln und Veröffentlichen von Terminen, Berichten usw., was auf eine Art Dachverband für interreligiöse Organisationen in Berlin und Umgebung hinaus laufen könnte.
Im Verlaufe dieses Jahres wurden in den Berliner Bezirken Tiergarten und Mitte Arbeitsgruppen „Interreligiöser Dialog“ bzw. „Interreligiöses Forum“ im Rahmen der „Lokalen Agenda 21“ eingerichtet.
Auf der Weddinger „Zukunftskonferenz Müllerstraße“ entstand Ende Mai 1999 das Projekt „Interreligiöser Dialog“.
- 2000
gab es vom 28. bis 31.08. in New York einen „Millenium-Weltfriedensgipfel“, an dem über 1000 religiöse Führer und Delegierte der Religionen teilnahmen.
- 2002
fand vom 20. bis 22.09. erstmals eine Jahreskonferenz von WCRP/Deutschland in Berlin statt.
- 2003
fand der „Ökumenische Kirchentag“ in Berlin (28.05. bis 01.06.) statt.
Ein Quellenverzeichnis ist auf Wunsch erhältlich. Bitte kontaktieren Sie uns.
"Getragen von dem Willen, in gegenseitiger Achtung ihrer Eigenständigkeit für die Werte und die Freiheit religiösen Wirkens gemeinsam einzutreten, bilden Kirchen und Religionsgesellschaften eine Arbeitsgemeinschaft."
(Präambel der Satzung der AKR, Berlin 1947)
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